Donnerstag, 19. August 2010

Von Bao’An zu China-Bob



Scheinbar meint es das Wetter nicht sonderlich gut mit mir – zumindest am Wochenede scheint sich der taiwanische Wettergott grundsätzlich zu denken „Reeegen, was das Zeug hält“. (Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass das auch dadurch unterstützt wird, dass die in der Woche durch den Berufsverkehr verursachten Abgase am Wochenende natürlich abnehmen und es deshalb eher regnet. Macht das Sinn?). Jedenfalls wollte ich mir am Samstag zwei Tempel ansehen und habe dies dann, dem Platzregen sei dank, gegen Bad putzen eingetauscht... Am Sonntag war’s mir dann egal – Schirm in die Tasche und los geht’s.


Mir wurden beiden Tempel empfohlen, nachdem ich so von Longshan geschwärmt hatte. Zuerst war der Konfuzius-Tempel dran. Im Original wurde er im 18. Jahrhundert errichtet aber irgendwann Anfang 1900 abgerissen und durch eine Mädchenschule ersetzt. Dafür wurde dann an anderer Stelle der neue Tempel nach dem klassischen Vorbild des Tempels in Konfuzius Geburtsort Shandong (China) gebaut.


Selbst redend gibt es keinen Tempel ohne nicht wenigstene eine Hand voll kleiner Vergnügungs- und Essensstände drum herum. Der Temple besteht aus einem Hauptgebäude, einigen Räumen drum herum und einigen farbenfroh gestalteten Toren. Die Gartenanlage des Tempels wird verheissungsvoll „Gebetsweg“ genannt. Entgegen meiner Erwartung hatte ich die ganze Anlage nahezu für mich allein – Sonntag ist vielleicht nicht der Tag des Tempels.


Nur einen Steinwurf entfernt steht der Bao’An Tempel. Dieser daoistische Tempel gilt als eines der religiösen Zentren der Stadt (weshalb ich hier ebenso Menschenmassen erwartete, aber auch hier eines Besseren belehrt wurde). Sein hölzernes Grundgerüst wurde 1760 erbaut, wobei die verwendeten Materialien dafür extra von den Immigranten aus der Fujian Provinz (China) eingeschippert wurden. Fertig gestellt wurde er dann letztendlich 1806 und steht heute mitten in einem ganz normalen Wohnviertel, will heissen im Gebäude nebenan, kann man direkt vom Küchenfenster in den Innenhof kucken. Auch dieser Tempel beeindruckt vor allem durch seine Farben und Schnitzereien, wie zum Beispiel seine Fensterrahmen.





Da beide Tempel etwas ausserhalb des Stadtkerns liegen, hoffte ich, dass ich in dieser Gegend einen günstigeren Frisör finden würde. Aber wie alle Pflegeprodukte gilt auch dafür scheinbar ausnahmslos: wer schön sein will, muss zahlen. Nachdem ich auch hier, die mir schon aus China bekannte Diskussion erfolgreich geführt hatte, dass ich, auch wenn ich deutsch bin nicht unbedingt blond sein müsse, begannen die beiden Assistentinnen, meine Ansätze in Teamarbeit einzufärben – scheinbar hatten sie dabei recht schnell vergessen, dass wir gerade eben noch in Chinesisch kommuniziert hattem, denn sie fingen beiden an, sich über die Menge und Struktur meiner Haare zu beschweren – so ganz unasiatisch eben... Das ganze endete damit, dass die Chefin höchst persönlich bei einem so „komplizierten“ Fall hand anlegen musste und sich dafür aber auch die Zeit nahm, mir meine Haare hinterher in einen wunderschönen Mao-Gedächtnis-Bob zu föhnen... Ahhhh!


Auf den Schock musste ich erstmal zum nächsten Grillstand und mich mit Abendessen versorgen ;)



leere Straßen im Sonntagsverkehr...



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