Mittwoch, 27. Oktober 2010

Netzwerkel

Vor einigen Wochen habe ich hier auf einem deutschen Stammtisch den deutschen Reporter in Taiwan kennen gelernt. Dieser hat auf seiner Homepage ein paar Blogs von Deutschen in Taiwan zusammen und vor gestellt. Darunter auch meiner.

hier

Feuerwerksalarm zum 10.10.2010

Ich hatte ja vor einigen Tagen/Wochen vom taiwanischen „Nationalfeiertag“ berichtet und wollte Euch hier noch kurz ein paar Eindrücke vom dazu veranstalteten Feuerwerk geben.

Angekündigt wurde eine „kurze“ 52 Minuten-Show, diese teilweise musikalisch unterlegt. 52 Minuten Feuerwerk klingt schon ganz schön lang... Aber von vorne.

Abends haben Johannes und seine taiwanischen Freund uns wieder getroffen um gemeinsam zum Flussufer zu gehen und von dort das Spektakel anzusehen. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass ein paar tausend anderer Taiwaner eine recht ähnliche Idee hatten, oder? Und so suchten wir uns unseren Weg zwischen einem Meer aus Rollern und Fussgängern bis wir endlich so was wie ein Flussufer hinter dem Meer von schwarzen Köpfen erahnen konnten.


Zunächst fing dann also der etwa halbstündige, musikalisch untermalte Teil des Feuerwerks an und schon da merken wir: aha, die haben heute noch größeres vor.


Und schon nach den ersten „ooohs!“ und „aaahs!“ legten sie dann auch richtig los. Und als dann das erste Stück Himmel vollkommen zugenebelt war, wurde einfach 50Meter weiter rechts weiter geschossen – höher, größer, bunter und lauter!

Die Knalle der Raketen bombten nur so zwischen den Häusern hin und her. Und gerade, als man dachte, Wow, mehr geht nicht, der Himmel ist voll und meine Panorama-Aufnahme reicht nicht um, alles drauf zu bekommen, wurde wieder 50Meter weiter links weiter gemacht – und dann beide Seiten – und gleich noch die Brücke in einen Wasserfall aus Feuerwerk verwandelt!... Ohhh! Ahhh! - Und überall um uns herum die Frage „wie soll das denn nächstes Jahr werden?! (Wenn Taiwan 100 wird)“ - Johannes und ich sind uns jedenfalls einig, dass die auf dem Festland auch was von dem Feuerwerk hatten.


Der Rückweg ging dann trotz der Menschenmassen recht schnell – auch wenn, in der wartenden Menge, dem ein oder anderen kleinen Kind die Mischung aus Superfeuerwerk und nun auch noch Langnasen ein bisschen zu viel wirkte :)


Freitag, 15. Oktober 2010

"under construction"

Hallo liebe Leser,

weil ich gerade meine Eltern zu Besuch habe, gibt es zwar viel zu berichten, aber wenig Zeit zu schreiben - ich bitte euch um ein bisschen Geduld und werde mir bald wieder ganz viel Mühe geben!


Sonntag, 10. Oktober 2010

Der 10.10.2010 - ein 99. Geburtstag


Es ist wieder Sonntag und wieder ein Nationalfeiertag – heute feiert die Republik China, also Taiwan seinen stolzen 99 Geburtstag! Anlässlich diesen besonderen Ereignisses wurden bereits im Vorfeld überall Flaggen aufgestellt und Straßen abgesperrt, denn es sollte heute neben einem Feuerwerk auch eine große Parade geben.Und so trifft man sich eben am Sonntag, dem 10.10.2010 um 9 Uhr morgens und wandert durch abgesperrte und gut beschützte Straßen. Mein Praktikumsnachfolger Johannes (führt übrigens selbst einen Taiwan-Blog: http://johannes-in-taiwan.blogspot.com/ ) hat mich eingeladen, den Tag mit ihm und seinen taiwanischen Freunden zu verbringen und dem bin ich natürlich gern gefolgt.

Als wir endlich „die Parade“ gefunden haben, war ein ein bisschen wie Aufwärmen des Rosenmontagszuges. Bunt dekorierte und mit Blumen geschmückte Wagen der einzelnen Regionen, verschiedene Laufgruppen und Bands und viele viele taiwanische Flaggen. Natürlich konnten wir da nicht ohne bleiben und so wurde schnell in ein kleines Fähnchen investiert. Da ich denke, hier sprechen Bilder mehr als Worte, habe ich hier mal ein paar meiner Eindrücke zusammen gestellt:

So werden Straßen abgesperrt - nix Hütchen!

Parade von unten und:


Ich hab mir da mal ne Leiter ausgeliehen : Parade von oben



Gruppenfoto mit Langnase No.1




Gruppenfoto mit Langnase No.2

Keine Gruppe - trotzdem Foto! :)

Die Blumenkönigin der Taiwan Flora Exhibition 2011

Keine Langnase - trotzdem Foto :)

Abgesperrte, leer Hauptstrassen

Festtagsoutfits und Festtagsstimmung

Alles gute zum 99. Jahrestag, Taiwan!

Für Opa zum Geburtstag

爷爷, 你好!

住你生日快了!

Frau Lehrerin II – Jingmei Highschool

Am nächsten Tag im Büro eröffnete mir meine Chefin dann, dass ihr meine Präsentation so gut gefallen habe, dass sie mich bitten wollte, ob ich nicht am Donnerstag noch einmal drei Klassen (!) an der Jingmei Girls Highschool unterrichten wollte. Gesagt, getan, fuhren wir am Donnerstag morgen zur Jingmei-Highschool, die bekannt für ihren grünen Campus ist und ehemals zu den weltbesten Mädchenschulen gehörte, heute in jedem Fall aber noch Taiwans beste Mädchenschule ist.


Neue Uniformen aber die gleichen neugierigen Augen, was denn die Langnase hier macht. Und auch an dieser Highschool wissen die Mädchen nun, dass wir nicht alle immer Oktoberfest feiern – es gibt ja auch noch Karneval!! Auch hier wurden wieder viele Handykameras gezückt und ich durfte mein Lächeln ins Gesicht tackern :)

(Versteckspiel oder Tarnhaarfarbe?! :) )

Auch hier wurden wieder viele interessierte Fragen gestellt – unter anderem, ob ich schon mal Schnecken gegessen habe. Als ich diese bejahte, wurde dies mit einem einsilbigen IIIIEEEEHHH! Quittiert. Als ich dann fragte, wer denn hier schon mal Frosch oder Insekten gegessen habe, wurde dies nur mit einem verständnislosen Schulterzucken beantwortet – hach ja....

(Mittagessen in der Schule - jede Klasse bekommt solche Boxen und eine Topf Suppe)

Nach 7 Stunden in der Schule folgte dann auch endlich der Heimweg im Schulbus... und mein persönliches Highlight, als mich das eine kleine taiwanische Schülerin fragte: „Laoshi, sind alle deutschen Männer dominant?“

Frau Lehrerin I – Zhongshan Girls Highschool

Meine Chefin, Präsidentin des CDKWV, ist auch gleichzeitig Deutschlehrerin an zwei Schulen und einer Universität. Sie hat mich gebeten, weil ihre Schülerinnen ja nun schon einen ganzen Monat fleissig Deutsch lernen, ob ich nicht mal einen Tag mit an die Schule kommen könnte – Eingeborenen-Kontakt quasi. Und das habe ich dann auch gern gemacht. In der Woche vor dem Tag der deutschen Einheit, habe ich also noch „so ganz nebenher“ eine kleine Präsentation über (mein) Deutschland erstellt – in Deutsch und Chinesisch. Am Montag morgen ging es dann also mit dem Fahrrad quer durch die Stadt zur 113Jahre alten Zhongshan Girls Highschool, wo ich Frau Han am Tor treffen wollte. Während ich dort auf die wartete, wurde ich auch prompt vom Eingangspersonal gefragt:

你是学生吗? - (Bist Du Schülerin hier?) - Haha!

不是。今天我是德文老师!(nein, heute bin ich Deutschlehrerin!).

Schon auf dem Weg in die Schule (mit knapp 3000 Schülerinnen!) wurde die Langnase schon beäugt und bekichert. Dafür wurde dann auch gern schon mal der Besen fallen gelassen, denn wir kamen genau zur täglichen Putzpause in der Schule an. Entsprechend noch größer wurden die Augen dann, als ich wirklich in die Klasse trat und Frau Han mich als Lehrerin für heute vorstellte. An diesem Tag waren es zwei Klassen voller 15-jähriger Mädels, davon etwa 40 pro Klasse! Puh! Und so eröffnete ich erstmal damit, dass ich mich schon im Voraus entschuldigen möchte: solltet ihr mein Chinesisch nicht verstehen, liegt es nicht an euch, sondern an mir! Damit war das Eis dann auch gebrochen und ich konnte loslegen. 1 ½ Stunden später waren dann meine Präsentation fertig, etwa 100 Fotos geschossen und dutzende neugierige Fragen gestellt: Laoshi (Lehrer), was essen Sie am liebsten? Laoshi, was haben Sie in Taiwan schon gegessen? Laoshi, haben sie einen Freund? Laoshi, wie sind die deutschen Männer so?...

(Mittagspause in der Schule - sehr verständlich, wenn man bedenkt, dass die meisten schon seit halb 7 da sind und auch vor 21 kaum zu hause sein werden)

In der zweiten Klasse wurde mir dann noch zu meiner Überraschung eine deutsche Austauschschülerin vorgestellt, die für ein Jahr hier zur Schule gehen und Chinesisch lernen wird. Und die hat sich gleich mal die Zeit genommen, sich meine Präsentation auch mit anzuschauen. Nach zwei Klassen Deutschlandkunde und noch mehr Fotos, bin ich dann auch ganz schnell Heim geradelt und tot auf die Couch gefallen.



Ein langes Wochenende – und kein F(r)eiertag in Sicht

So, nach ein ein paar Tagen Pause komme ich heute endlich dazu, Euch wieder etwas neues zu berichten. Wenn lange nichts Neues kommt, kann das natürlich zwei Gründe haben: entweder es passiert einfach nichts (schreibenswertes) oder aber es passiert so viel, dass zu wenig Zeit ist zu schreiben. - Es ist genau Letzteres :)

Meine letzten Wochen in Taipei sind angebrochen und besonders die letzten Tage waren interessant und voll gepackt mit spannenden Events und Ereignissen. Letzten Freitag haben ich mich mit ein paar Freunden zum Essen in einem Teil der Stadt getroffen, den ich bisher noch überhaupt nicht wahrgenommen hatte und bin prompt über einen neuen Nachtmarkt gestolpert, der vor allem durch seine schmalen Gassen und viele rote Laternen auffällt.


Ausserdem gab es auch hier, auf dem Tonghua Nachtmarkt, wieder ganz eigene Spezialitäten – so kann man sich zum Beispiel zwischen dem üblichen Gegrillten und Gegarten auch für eine aus 10 verschiedenen Bratwurstspezialitäten entscheiden.


Die Mädels und ich haben unser Geld dann doch eher anders investiert ;)



Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Deutschen Einheit – der Verband, bei dem ich nun seit drei Monaten bin, hat, gemeinsam mit dem deutschen Institut Taipei zu einem Vortrag und Podiumsdiskussion eingeladen.


(der CDKWV stellt sich vor (eines meiner Projekte))


Auf dem Weg zur Veranstaltung lief ich am großen Chiang-Kai-Shek-Platz vorbei und mir fielen neben vielen weißen Jogginganzügen auch einige bunte Fahnen auf. So habe ich dann entdeckt, dass dieser 3. Oktober offenbar auch als „Tag der kulturellen Vielfalt“ gefeiert wurde, denn auf dem CKS-Platz waren einige Hundert Menschen in bunten Kostümen und Fahne-wehend zu entdecken. Und wenn dann noch Parolen durch die Lautsprecher dröhnen und der ganze Platz zurück schreit, dann ist Gänsehautstimmung angesagt! - So lässt es sich dann auch gut zur eigenen Veranstaltung weiter ziehen.


Der Vortrag wurde von Herrn Professor Dr. Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Berlin, unter dem Titel „20 Jahre deutsche Einheit – alle einig?“ gehalten und etwa 200 Interessierte sind gekommen um seinen Worten und der anschließenden Diskussion zu zuhören. Dies liegt vielleicht auch daran, dass das Thema Ost-West-Deutsche Wiedervereinigung gerade für Taiwaner unter dem Gesichtspunkt „(Un)abhängigkeit von China“ ein besonders interessantes Thema ist.


Frau Han hatte mich im Vorfeld gebeten, ihr eine kleine Begrüßungsrede für diesen Anlass zu verfassen und ich war davon ausgegangen, dass sie diese lediglich als Grundlage verwenden wird. Umso erfreuter war ich dann, als sie tatsächlich meine Worte eins zu eins vortrug!

Im Anschluss an Rede und Diskussion wurde dann noch zu Berlinern, Apfelstrudel, Frikadellen und Brezeln eingeladen – und in Dirndl gekleidete Taiwanerinnen schenkten deutschen Kräutertee dazu aus – jaja, das typische Wiedervereinigungsdirndl.... Je mehr es sich dem Ende näherte, umso klarer wurde aber, dass das Büfett sehr reichhaltig bestellt worden war und ich begann mir schon „Sorgen“ um das viele gute Essen zu machen. Aber da hatte ich meine Rechnung ohne die taiwanische Kultur gemacht!


Denn plötzlich wurden von eben jenen Dirndl-Taiwanerinnen auch gleich noch kleine Plastiktütchen verteilt und jeder im Raum, egal ob Student oder Institutsleiter, stürzte sich zum Einpacken auf die Backwaren! So war dann auch ratz-fatz aufgeräumt... Auch ich habe ein paar kleine Päckchen für mich und Mitbewohner zusammen gepackt und mich dann auf den Heimweg gemacht.


Nach diesem langen Sonntag habe ich dann beschlossen, dass es mal wieder Zeit für einen Frisörbesuch sei und bin dann gegen 19Uhr (am Sonntag!) in einen Salon – wieder die gleiche alte Diskussion später („Aber Du bist doch Ausländer, warum denn schwarze Haare?“) saß ich dann auch endlich im Stuhl und bekam das volle Programm. Hier gehört es nämlich üblicherweise dazu, dass man während der Einwirkzeit noch massiert wird – und auch das Haare Waschen kann dann samt Kopfmassage glatt mal 20 Minuten dauern. Unüblicherweise wird man dann gleich noch von der Chefin des Salons ausgefragt und interviewt – denn die freut sich dann schon aus die Kundin mit den großen Augen. Sie freut sich so sehr, dass sie mir gleich einen Rabatt gegeben hat, denn ich bin ja Studentin, und ihre Nummer – Ich solle anrufen, wenn ich Hilfe bräuchte. Als Dankeschön habe ich dann einfach meine Backwaren von der Veranstaltung nicht bei meinen Mitbewohnern, sondern den Damen im Salon überlassen. Und die haben sich wirklich über Brezeln und Berliner gefreut, denn das haben sie doch gerade alles erst im Fernsehen gesehen – aus München, vom Oktoberfest!