Sonntag, 10. Oktober 2010

Ein langes Wochenende – und kein F(r)eiertag in Sicht

So, nach ein ein paar Tagen Pause komme ich heute endlich dazu, Euch wieder etwas neues zu berichten. Wenn lange nichts Neues kommt, kann das natürlich zwei Gründe haben: entweder es passiert einfach nichts (schreibenswertes) oder aber es passiert so viel, dass zu wenig Zeit ist zu schreiben. - Es ist genau Letzteres :)

Meine letzten Wochen in Taipei sind angebrochen und besonders die letzten Tage waren interessant und voll gepackt mit spannenden Events und Ereignissen. Letzten Freitag haben ich mich mit ein paar Freunden zum Essen in einem Teil der Stadt getroffen, den ich bisher noch überhaupt nicht wahrgenommen hatte und bin prompt über einen neuen Nachtmarkt gestolpert, der vor allem durch seine schmalen Gassen und viele rote Laternen auffällt.


Ausserdem gab es auch hier, auf dem Tonghua Nachtmarkt, wieder ganz eigene Spezialitäten – so kann man sich zum Beispiel zwischen dem üblichen Gegrillten und Gegarten auch für eine aus 10 verschiedenen Bratwurstspezialitäten entscheiden.


Die Mädels und ich haben unser Geld dann doch eher anders investiert ;)



Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Deutschen Einheit – der Verband, bei dem ich nun seit drei Monaten bin, hat, gemeinsam mit dem deutschen Institut Taipei zu einem Vortrag und Podiumsdiskussion eingeladen.


(der CDKWV stellt sich vor (eines meiner Projekte))


Auf dem Weg zur Veranstaltung lief ich am großen Chiang-Kai-Shek-Platz vorbei und mir fielen neben vielen weißen Jogginganzügen auch einige bunte Fahnen auf. So habe ich dann entdeckt, dass dieser 3. Oktober offenbar auch als „Tag der kulturellen Vielfalt“ gefeiert wurde, denn auf dem CKS-Platz waren einige Hundert Menschen in bunten Kostümen und Fahne-wehend zu entdecken. Und wenn dann noch Parolen durch die Lautsprecher dröhnen und der ganze Platz zurück schreit, dann ist Gänsehautstimmung angesagt! - So lässt es sich dann auch gut zur eigenen Veranstaltung weiter ziehen.


Der Vortrag wurde von Herrn Professor Dr. Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Berlin, unter dem Titel „20 Jahre deutsche Einheit – alle einig?“ gehalten und etwa 200 Interessierte sind gekommen um seinen Worten und der anschließenden Diskussion zu zuhören. Dies liegt vielleicht auch daran, dass das Thema Ost-West-Deutsche Wiedervereinigung gerade für Taiwaner unter dem Gesichtspunkt „(Un)abhängigkeit von China“ ein besonders interessantes Thema ist.


Frau Han hatte mich im Vorfeld gebeten, ihr eine kleine Begrüßungsrede für diesen Anlass zu verfassen und ich war davon ausgegangen, dass sie diese lediglich als Grundlage verwenden wird. Umso erfreuter war ich dann, als sie tatsächlich meine Worte eins zu eins vortrug!

Im Anschluss an Rede und Diskussion wurde dann noch zu Berlinern, Apfelstrudel, Frikadellen und Brezeln eingeladen – und in Dirndl gekleidete Taiwanerinnen schenkten deutschen Kräutertee dazu aus – jaja, das typische Wiedervereinigungsdirndl.... Je mehr es sich dem Ende näherte, umso klarer wurde aber, dass das Büfett sehr reichhaltig bestellt worden war und ich begann mir schon „Sorgen“ um das viele gute Essen zu machen. Aber da hatte ich meine Rechnung ohne die taiwanische Kultur gemacht!


Denn plötzlich wurden von eben jenen Dirndl-Taiwanerinnen auch gleich noch kleine Plastiktütchen verteilt und jeder im Raum, egal ob Student oder Institutsleiter, stürzte sich zum Einpacken auf die Backwaren! So war dann auch ratz-fatz aufgeräumt... Auch ich habe ein paar kleine Päckchen für mich und Mitbewohner zusammen gepackt und mich dann auf den Heimweg gemacht.


Nach diesem langen Sonntag habe ich dann beschlossen, dass es mal wieder Zeit für einen Frisörbesuch sei und bin dann gegen 19Uhr (am Sonntag!) in einen Salon – wieder die gleiche alte Diskussion später („Aber Du bist doch Ausländer, warum denn schwarze Haare?“) saß ich dann auch endlich im Stuhl und bekam das volle Programm. Hier gehört es nämlich üblicherweise dazu, dass man während der Einwirkzeit noch massiert wird – und auch das Haare Waschen kann dann samt Kopfmassage glatt mal 20 Minuten dauern. Unüblicherweise wird man dann gleich noch von der Chefin des Salons ausgefragt und interviewt – denn die freut sich dann schon aus die Kundin mit den großen Augen. Sie freut sich so sehr, dass sie mir gleich einen Rabatt gegeben hat, denn ich bin ja Studentin, und ihre Nummer – Ich solle anrufen, wenn ich Hilfe bräuchte. Als Dankeschön habe ich dann einfach meine Backwaren von der Veranstaltung nicht bei meinen Mitbewohnern, sondern den Damen im Salon überlassen. Und die haben sich wirklich über Brezeln und Berliner gefreut, denn das haben sie doch gerade alles erst im Fernsehen gesehen – aus München, vom Oktoberfest!

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