Sonntag, 18. Juli 2010

48 Stunden später...



Das erste Wochenende in Taipei – soviele Möglichkeiten! Wo fängt man da am besten an? Nach einer recht schlaflosen Nacht, weil Zeitverschiebung, warm, laut, stickig und überhaupt bat ich ich den „Hostelmanager“ nach einem neuen Zimmer. Gleichzeitig tat dies auch ein anderer Gast. Und so ergab es sich, dass ich ein neues, ruhigeres, wenn auch nicht kühleres, Zimmer bekam und der andere Gast mein altes. Da ich sie warnen wollte, dass es vielleicht kein guter Tausch sein würde, kamen wir ins Gespräch und sie zeigte mir, dass es noch kleinere, noch heissere Zimmer gab – also doch ein guter Tausch!
Sevi lebte bis vor 5 Jahren in Deutschland und ist nun amerikanische Studentin. Sie wird hier einen Monat in einem buddhistischen Kloster verbringen um sich dort mit Meditation, Tai Chi, Buddhismus und taiwanischer Kultur zu beschäftigen. Ein spannendes Program für 100 Studenten aus aller Welt – ich habe mir den Namen schon geben lassen :) Nach unserem Umzug beschlossen wir dann, die Stadt gemeinsam zu erkunden und eröffneten unseren Tag mit einem Ausflug in den nächsten Handy-Laden um eine taiwanische Nummer zu bekommen. weiter ging's zu Fuss quer durch die Stadt. Rund um den Bahnhof findet man jede Menge Technik- und vor allem Kamera-Läden. Weiter ging es durch den 2/28 Friedenspark, der den Opfern des Aufstandes von 1947 gewidmet (ca. 30.000 Taiwaner wurden in den folgenden Wochen von der Kuomintang-Partei getötet).




Unser Spaziergang führte uns weiter vorbei an verschiedenen Regierungs- und Militärgebäuden, die bloss nicht fotografiert werden durften, durch kleinere und grössere Nebenstrassen hin zum Chiang Kai-Shek Gedächtnisplatz. Mehr zufällig als geplant standen wir auf einmal mitten zwischen diesen farbenfrohen und eindrucksvollen Gebäuden. Der erste richtig grosse „ohhhhh“ und „ahhhh“-Moment! Andächtig liefen wir über den Platz und diskutierten, wie eindrucksvoll solche Bauwerke doch sind und vor allem, wenn man bedenkt, wann sie gebaut wurden (Abends habe ich dann im Reiseführer gelesen: die grosse Halle wurde 1980 eröffnet...). 89 Stufen später (für jedes Lebensjahr Kai-Sheks) kamen wir gerade rechtzeitig für die Wachablösung. Weisse Uniformen im Gleichschritt – bei der Wärme.



Unser bzw. mein eigentliches Ziel für den Nachmittag war mein neues Appartement zu besichtigen und der Vormieterin ein endgültiges Ja oder Nein zu übermitteln. Nun wohne ich ca. 100 Meter vom grossen Da’an Park entfernt, mitten im Bankenviertel, wie mir scheint, habe einen Bäcker um die Ecke und vor allem einen kleinen Gemüse und Obst-Markt – Dinge, die hier keinesfalls selbstverständlich sind! Nach der Besichtigung machten Sevi und ich uns wieder auf den Weg, denn der Tag hat 24 Stunden und Taipei ist gross. Am Wochenende ist gleich um die Ecke neben dem Da’an Park ein sehr schöner Kunst-, Blumen- und Jade-Markt, den wir uns natürlich nicht entgehen liessen, zumal er klimatisiert, innerhalb eines Parkhauses stattfand. Mit Zwischenstop zum Essen und Duschen ging es Abends dann zurück in diese Ecke, denn meine Vormieterin hatte uns zu ihrer Abschiedsparty eingeladen – eine sehr lustige, nette Runde, bei der ich dann auch gleich meine neuen Mitbewohner kennen lernen konnte.


Sonntag

Am nächsten Tag, Sonntag sollte es dann etwas raus gehen und so machten Sevi und ich uns nach einem leckeren Brunch-Frühstück auf den Weg zum Maokong, einem Berg und Wandergebiet etwas ausserhalb Taipei, dass einst eine der grössten Teeanbauflächen Taiwans war. Wörtlich übersetzt heisst Maokong übrigens „Katze leer“. Man erreicht es nach einer kurzen Metrofahrt mit spannenden Eindrücken über die etwas ausserhalb liegenden Stadtteile und dann einer Gondel.



Dafür ist Maokong auch berühmt: seine Gondel, die vor 3 Jahren recht lange geschlossen war, weil man nicht sicher war, ob das Fundament Taifunen und Erdbeben gleichermassen stand halten kann. Aber nun funktioniert sie wieder und wir kamen in den Genuss eines ersten Blicks über Taipei. Unser Ziel auf dem Maokong sollte ein Wasserfall sein, den man nur über einen Tempel erreicht. Leider war beides nicht auf der lokalen Touristenmappe zu finden und so fragten wir (mein neuer Mitbewohner war auch dabei und spricht nahezu fliessend Chinesisch) nach dem Weg. Der nette Polizeibeamte schaute uns etwas skeptisch an, beschrieb aber dann den Weg: anstrengend, schmal, weit und ziemlich ab vom Schuss. Wir sollten „jia you“, also „Öl dazu geben“ also Gas geben. Gut, dachten wir, der Beamte übertreibt sicherlich. Schliesslich gilt für jeden Taipeier Laufen als die unnötigste und vermeidbarste aller Fortbewegungsmittel. Nach 20 Minuten Treppensteigen (und zwar nicht die schönen, glatten) kamen uns erste Zweifel an unserer Einschätzung. Den Treppen folgte ein steiler schmaler Pfad quer durch den Dschungel, einige handflächengrosse Spinnen, eine Flussbettwanderung und einige Trampelpfade. Nur wenige Personen und noch weniger Taiwaner begegneten uns unterwegs, aber die meisten schenkten uns ein motivierendes Lächeln und anerkennende Blicke für unsere nicht vorhandene Ausrüstung. Den im Gegensatz zu ihnen, waren wir nicht in Turnschuhen und Rucksäcken unterwegs...



Nach etwa 1 1/2 Stunden erreichten wir den sagenhaften Tempel mit seinem berühmten Wasserfall – einem kleinen im Fels eingelassenen Gebäude und einem tröpfelnden Rohr! Glücklicherweise gab es einen einfacheren Weg raus aus dem Dschungel und so kamen wir eine Stunde später wieder in der Zivilisation an. (hier eine kleine Übersicht über unsere Strecke)



Die Xindian-Station liegt sehr nah an der BiTan Diao-Brücke bei der man für den Fluss Tretboote ausleihen kann. Und da der Tag 24 Stunden hat, haben wir das auch gleich noch mit ins Program aufgenommen. Recht entspanntes Paddeln, wenn man mal von den neugierigen Blicken absieht. Aber vielleicht muss man sich einfach ein Tretboot voller Asiaten auf dem Bodensee vorstellen und schon erklärt sich auch das.



Trotz dieses Mammut-Tages, nach 3 Stunden Wandern, viel Spazieren und einer Stunde Tretboot hat mich leider am Sonntag doch der Jetlag voll erwischt, so dass ich an meinem ersten Arbeitstag ziemlich platt nach 3 Stunden Schlaf im Büro angekommen bin. Ein sehr kleines Büro mitten in Taipei. Meine Kollegin, die Sekretärin des CDKWV (Chinesisch Deutscher Kultur und Wirtschaftsverband) ist Taiwanerin und spricht ein wenig Englisch, aber natürlich noch viel lieber Chinesisch – da werde ich mir wohl extra Sprachkurse sparen und jeden Tag fleissig hier üben können :)










5 Kommentare:

  1. Antje, Du hast ja Taiwan schon fast gesehen?! Laß Dich Zeit, das bleibt länger da.
    LG

    Mama

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  2. Mir scheint, in Taiwan hat der Tag mehr als 24 Stunden?! :)

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  3. Hallo Antje

    das hört sich ja fast schon nach Abenteuerurlaub an. Schöne Grüße aus Lauterbach nach Taiwan

    Heiko

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  4. Miau Du Süße, also wir wäre schon ganz gern beim Futtern auf dem Markt dabei gewesen... bringst Du uns was mit? Augen roll...
    Deine Ausflügen grenzen wirklich an Abenteuerurlaub vom Feinsten... pass bitte auf Dich auf und hab ne Menge Spaß.
    Fühl Dich umarmt und gestups von Deiner Katze und dem KatzenDOMteur

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  5. Wow was für ein Programm. Ich wünsche dir die Energie für noch tausend weitere Tage!

    Eine ganz dicke Umarmung, Jenny

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