Donnerstag, 6. Januar 2011

The final countdown...

Kaum zurück klingelte auch schon mein Handy und Kikku, die (frisch gebackene) Frau des österreichischen Repräsentanten in Taiwan lud mich zur Gala anlässlich des Nationalfeiertages ein. Glücklicherweise hatte ich mich scheinbar in dunkler Vorahnung schon am Nachmittag dagegen entschieden, dass "kleine Schwarze" mit ins Paket zu packen und konnte so nach einchecken ins Hotel für die letzten beiden Nächte entspannt los tingeln.


Um mich von denen zu verabschieden, die ich den paar Monaten kennen gelernt hatte, lud ich sie ins Roxy ein - es war schließlich (Freibier-)Mittwoch.


Um dem Fernweh vorzubeugen gab es in den letzten 48 Stunden ungefähr nochmal 8 Mahlzeiten -von Nudelsuppe über Jiaozi bis Sushi und literweise Tee...

Ein schöner, spannender, gastfreundlicher, warmer und vor allem leckerer Sommer in Taipei neigte sich dem Ende zu und so war ich auch ein bisschen froh, dass es zum Abschied noch ein bisschen regnete - so war es nicht ganz so schwer in den Flieger zu steigen... (Ausserdem wurde ich ja zu Hause auch schon erwartet :))


Kobe



Obwohl das Wetter am Montag immer noch etwas regnerisch war, entschlossen wir in die schöne Hafenstadt Kobe zu fahren – berühmt für sein Luxusrindfleisch. Und so schlenderten wir durch das Hafengelände und bummelten über den Pier, bevor es zum Mittagessen nach – tadaa – Chinatown ging. Mein Versuch dort auf Chinesisch zu bestellen wurde mit einem lustigen Antwortenmix aus Japanisch und Chinesisch quittiert und endete letztendlich auch wieder eher in einem Überraschungsmenü als einer gezielten Auswahl – lecker war es trotzdem! Danach ging zu Fuss weiter durch Kobes Innenstadt und Einkaufspassagen und schließlich wieder zurück in die Bahn. Zu Hause angekommen überlegten wir, welch Wunder, wo wir Abendessen gehen wollen würden und beschlossen im Viertel zu bleiben und etwas nettes auszusuchen. Und so endeten wir in einer typischen spanischen Tapasbar mit Schinken die von der Decke baumeleten und Spargel der auf dem Feuer gegrillt wurde. Ok, nicht Japanisch – aber trotzdem lecker und ein gelungener Abschluss!


Denn am nächsten Morgen ging es dann für mich auch schon wieder zurück nach Taipei – wenn auch etwas mit Hindernissen, denn zunächst wollten die netten japanischen Servicemitarbeiter mich nämlich nicht einchecken bzw. ausreisen lassen, wenn ich nicht nachweise könne, dass ich auch wirklich Taiwan innerhalb der 30-tägigen Visumsfrist wieder verlassen würde. Als das ganze sich dann schon einige Minuten hinzog und die Dame dann mit meinem Reisepass davon lief, wurde ich doch etwas mehr als nervös und sprang hinter her. Was zur Folge hatte, dass mir mal kurz ein uniformierter Sicherheitsbeamter zur Seite gestellt wurde – ich möge bitte nicht einfach hinterher laufen. Einige Anrufe, unter anderem bei China Airlines (meiner Linie) später, wurde mir dann doch ein Ticket und eine schriftliche Rückflugbestätigung (Taipei-Frankfurt) in die Hand gedrückt und ich rannte los, denn in 10 Minuten war schon Boarding-Ende. Mit Freuden stellte ich dann fest, dass ich genau in den gleichen Sitz gesunken bin, auf dem ich schon auf dem Hinflug sass. Dieses Mal Anzahl der Langnasen an Board: eine. Eine sehr erleichterte deutsche Langnase auf dem Weg in ihre letzten beiden Tage in Taipei! :) (Im übrigen hat es die taiwanische Einreisebehörde überhaupt nicht interessiert, wann ich wieder ausreise. Die schriftliche Bestätigung wollten die auch nicht sehen....)


Zwischen Geishas und Gourmets - Kyoto

Für den Sonntag war ein Ausflug nach Kyoto geplant, einer Stadt, die vor allem für ihre historischen Gassen und Häuser sowie Tempel bekannt ist. Also trafen wir wieder eine Freundin und ab ging's mit dem Zug durch die japanischen Vorstädte. Wer nun erwartet, dass zwischendurch mal keine Häuser zu sehen sind, der kann lange warten. Geradezu nahtlos ging Osaka in Kyoto über und trotzdem steht man plötzlich in einer ganz anderen Stadt. Von der Industriestadt Osaka in Kyoto angekommen, ging unser erster Weg in eine traditionelle kleine japanische Restaurantstraße und wir entschieden uns für ein leckeres 5-gänge Mittagsmenü inklusive hausgemachtem Tofu, Sushi und Muschelsuppe.


So gestärkt ging es dann durch die Gassen Kyotos und die Stufen hinauf zur hölzernen Pagode. Es gehört übrigens zu den touristischen Attraktionen vor Ort, sich in einen Kimono einpacken zu lassen und auf kleinen japanischen Schühchen die Stadt zu erkunden. Und so steigt man zwischen Kitsch und Krempel immer wieder an „Geishas“ vorbei hinauf zum Tempel.

Neben den Haupthäusern gehört auch ein kleiner Abschnitt für Singles, Pärchen und Beziehungsfragen zum Areal und so kann man dort eine rituelle Waschung mitmachen , in der Hoffnung ein Herzenswunsch (jede der Kellen steht für einen anderen Wunsch) geht in Erfüllung oder einen Stein reiben und ebenso einen Wunsch äußern. Wunderschön mitten im Wald gelegen hatte man ausserdem von einem der Plattformen ebenso einen tollen Ausblick über Kyoto.




Bedingt durch das etwas verregnete Wetter wärmten wir uns anschliessend erstmal mit einem Tee und ein paar Reisküchlein (Mochi) auf, bevor es dann weiter zur nächsten Berühmtheit, dem Tempel der tausend Tore ging. Dieser ist zum einen für sein Schutztier, den Fuchs, zum anderen aber für seine vielen vielen roten Tore und kleinen Schreine bekannt und liegt an einem kleinen See. Da es schon dämmerte, hatten wir das Gelände fast für uns allein und ein bisschen unheimlich wurde dann doch zwischen all den kleinen Schreinen mitten im Wald am See.



Abendessen sollte es im Restaurant einer Freundin geben, die für ihr koreanisches Essen in Tokyo so berühmt sind, dass dort nie ein Tisch zu haben gewesen wäre. In der „Kyoto'er Zweigstelle“ wurden wir aber freundlich vom Besitzer und Chefkoch begrüßt und mit einem Feuerwerk an Delikatessen verwöhnt. Nach einem mit Meeresfrüchten gefüllten Kimchi, wurde Oktopus- und Rindfleischsashimi serviert. Weiter gings mit koreanischen Köstlichkeiten wie Rinderfilet in scharfem Fondue gegart und Ingwereis. Nach einem unglaublichen 3 Stunden-Essen kugelten wir dann alle satt und begeistert Richtung Bahn und Bett.

Ein Musikalischer Abend – durch und durch

Am Abend wurde ich, dank Duries Praktikum, zu den Feierlichkeiten der 150-Jahrfeier der deutsch-japanischen Freundschaft eingeladen und durfte mir an der Musikuniversität Osakas ein wunderbares Programm aus deutscher Klassik aber vor allem auch japanischer Musikkunst anhören und ansehen.

In Kimono und auf "Söckchen" wurden hier traditionellen Instrumenten nahezu exotische Töne entlockt. Und wie mir später erklärt wurde, waren die “Flöten” die hierzu verwendet wurden auch in sofern etwas Besonderes, als es früher nur einer bestimmten Gruppe Mönchen erlaubt war, diese zu spielen. Für alle anderen stand dies unter Strafe.


Abgeschlossen wurde dass ganze dann mit einem leckeren Sushi- und Häppchen-Büfett und einigen Gläsern Wein. So war es dann auch vollkommen in Ordnung, als es auf einmal hiess, wir würden mit einer Gruppe anderer Praktikanten nun Karaoke singen gehen – aber gut, was ist auch Japan ohne Karaoke, oder? :)

Osaka entdecken

Da Durie noch mitten im Praktikum war, war ich am Donnerstag und Freitag Vormittag auf mich gestellt und liess mir kurz erklären, wo ich am einfachsten und idiotensichersten hinfinden würde. Mir wurde dann ein Shoppingdistrict namens Shinsaibashi empfohlen und diesen besuchte ich dann auch erstmal.





Da ich aber doch noch einiges an Zeit hatte, bis Durie fertig war, beschloss ich, vielleicht doch einfach eine Metrostation zu laufen und dann noch eine und noch eine – und erkundete so Osaka einfach zu Fuss. Neben quirligen Einkaufsstrassen und seriösen Bürovierteln ging es dann vorbei an der japanischen Bank über den Fluss und durch das Hauptbahnhoflabyrinth von Osaka. Das Auswärtige Amt hat sein Büro im berühmten Umeda Skybuiling, einem zweitürmigen Hochhaus, was in der Mitte durch eine Brückenkonstruktion verbunden ist und zum Glück schon von weitem zu sehen war.





Den Freitag eröffnete ich dann mit einem gemütlichen Frühstück und einem kleinen Bummel, bis Durie und ich uns dann zum Essen getroffen haben. Es ging ins koreanische Viertel, in dem neben bergeweise Kimchi (scharfem, eingelegten, koreanischem Kohl) und anderen Leckereien auch alle Designertaschen der aktuellen Saison zu finden waren - “original” versteht sich ;)


Abends waren wir dann wieder mit einer japanischen Freundin verabredet, die sogar Deutsch sprach, weil sie mal in Meerbusch und Oberkassel gewohnt und gearbeitet hat! - So klein ist die Welt :) - Sie zeigte uns ein bisschen was von Osakas Lichterwelt und einige der lustigen Wahrzeichen, wie eine überdimensionale Krabbe an einer Hauswand und einem XXL-Markenlogo aus Lichtern. Sie zeigte und ein kleines, nettes, typisches Restaurant und so hiess es Schuhe aus und ab an den kleinen Tisch. Zur Begrüßung gab es ein kleines Gericht, was stark an Kassler und Sauerkraut erinnerte und ging dann weiter mit einer kleinen Auswahl an Sushi und Salat mit Tofu-Crackern. Hmm... lecker!


Am Samstag ging es dann weiter zum gemeinsamen Sightseeing und das berühmte Osaka'er Schloss stand auf dem Programm. Mitten im Herzen der Stadt, umringt von Parkanlagen, steht also das (neu renovierte) Schlößchen und bietet einen wunderbaren Blick von der Aussichtsplattform über die ganze Stadt.

Gleich angrenzend lag der berühmte kleinen Pflaumenwald, der vor allem dadurch unterhaltsam wurde, dass dutzende Japaner mit ihren dicken Paparazzi-Kameras darin sassen und ihre Objektive auf die Bäume richteten. Welcher Vogel sich bei so einem Aufgebot noch zum Beobachten zeigt bleibt mir ein bisschen ein Rätsel, aber für mich war es ein gelungener Schnappschuss!